September 10

Abschied, Einsamkeit, Erkenntnis – Eine intensive Woche

...und los gehts...

Die Woche begann aufregend. Meine Frau ist mit ihren Freundinnen nach Mallorca geflogen, und meine Tochter hatte Ausbildungsbeginn in Oberammergau. Ehrensache, dass ich sie persönlich hinfahre. Montagmorgen um 4 Uhr war Abfahrt. Die ersten 150 km gehörte das Steuer meiner Tochter – sie hat den Führerschein erst seit drei Wochen. Wir räumten ihr Zimmer im Wohnheim ein, kauften in Garmisch noch das Nötigste, und dann kam der Abschied.

Wehmut – in dieser Form neu für mich

Bis zu diesem Moment war ich einfach stolz. Aber als ich sie zurückließ, war da plötzlich Wehmut. Mein kleines Mädchen, jetzt auf ihrem eigenen Weg. Die 600 km allein nach Hause waren entsprechend schwer.

Am nächsten Morgen kam die Quittung: krankgeschrieben. Körperlich sinnvoll – und seelisch eine Herausforderung. Allein in den eigenen vier Wänden zu sein, ist nicht meins. Ich versuchte ein bisschen Ordnung zu schaffen, Wäsche, Küche. Doch schnell war klar: Die Leere wiegt schwerer als der Haushalt.

Bildungszentrum der Bundeswehr in Oberammergau vor einer Kulisse bewaldeter Berge, mit geparkten Autos im Vordergrund.

Wenn die Ablenkung dich in die Tiefe stürzt

Also habe ich mich auf die Couch gelegt und „Der Pass“ geschaut – düster, komplex, genau mein Genre. Aber die Story zog mich tiefer hinein, als mir lieb war. Plötzlich stand alles vor meinem inneren Auge:

  • die Kinder gehen aus dem Haus,
  • das eigene Haus wird zu groß,
  • die Erkrankungen,
  • die Endlichkeit.

Wegrennen oder aushalten?

Ich fragte mich: „Soll ich versuchen, da rauszukommen – oder es bewusst wahrnehmen?“ Ich entschied mich für Letzteres. Immer nur positiv sein, das wirkt irgendwann unehrlich. Auch schlechte Tage gehören dazu. Manchmal liegt genau dort das Gute: im Aushalten.

Ich bin kein Einzelgänger

Ich habe erkannt: Ich bin nicht fürs Alleinsein gemacht. Ich brauche Menschen um mich, die mich spiegeln, halten, tragen. Wenn sie da sind, funktioniere ich wie ein Uhrwerk. Fehlen sie, wackle ich – nicht so, dass ich abstürze, aber spürbar.

Heute geht es schon wieder besser. Mein Kopf und mein Bauch suchen automatisch nach einem Weg, wie ich mit der neuen Situation umgehen kann. Genau das gibt mir Kraft. Es ist wie Popeyes Spinat – meine innere Energiequelle. Sie hat mich immer wieder aufgerichtet. Und sie wird es auch jetzt tun.

Fazit

Ich bin ein Rumtreibertyp und komme normalerweise gut allein zurecht. Auf meiner Reise war es sogar das, was für den Augenblick gut war: ganz allein auf sich gestellt durchzukommen. Sich selbst 5 Tage auszuhalten. Aber es war selbst gewähltes Alleinsein. Jetzt muss ich mich dem stellen, was der ganz normale Weg ist: Die Kinder gehen ihren eigenen Weg und nach 19 Jahren mit Kindern im Haus beginnt nun die Zeit, in der wir sie zunehmend nur noch aus der Ferne sehen. So traurig das einerseits erscheint, so ist dennoch der Stolz auf die beiden dabei, wie sie ihren Weg meistern…und die Erinnerung an die Zeit, als ich diesen Weg selbst begann allein zu gehen.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder habt ihr sie noch vor euch? Ist Alleinsein und Einsamkeit für euch ein Thema? Wie geht ihr damit um?

Schreibt mir gern in die Kommentare, wie ihr das erlebt.


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