Ziele
In diesem Kapitel stelle ich dir das magische Grundlagenquadrat vor. Wenn du diese Lektion abgeschlossen hast, sollst du das magische Grundlagenquadrat verstehen und sicher anwenden können. Es soll dir als grundlegendes Werkzeug von nun an als eine Art Kompass dienen, der dir dabei hilft, dich zu orientieren und deine Ziele fest im Blick zu behalten - selbst wenn du einmal einen falschen Weg einschlägst.
Wissen
Jetzt und hier bist du die Summe dessen, was du in deinem Leben getan oder eben nicht getan hast. Du stehst hier in diesem Zustand, weil du die Dinge getan hast, wie du sie getan hast. Du hast gedacht, wie du gedacht hast. Du bist nicht der- oder diejenige, die du sein willst, weil du es unterlassen hast zu denken und zu handeln, wie diese Person. Warum bist du wie du bist und warum bist du nicht so, wie du sein willst? War es zu schwierig? Hat etwas gefehlt, was du für unerreichbar hältst? War es ein Mangel an Geld, Liebe, Zuspruch oder warst du zu faul? Hast du nicht an dich geglaubt oder haben andere nicht an dich geglaubt? Hattest du Angst?
Bevor du weiterliest, schreibe folgendes in dein Notizbuch:
Mache dir Gedanken darüber, warum du bist, wer du bist und warum du nicht bist, was du sein willst. Notiere dir diese Gedanken. (Stichwortartig reicht völlig aus!) Du solltest mindestens 12 und maximal 25 Gründe benennen, die verhindert haben, warum du nicht die Person bist, die du sein willst. Die oben gestellten Fragen kannst du gerne als Gedankenanstoß nutzen.
Der Lottogewinn als eierlegende Wollmilchsau
Ich hatte in der Einleitung bereits angedeutet, dass wir Menschen oft gar nicht wissen, was wir wirklich wollen. Das ist paradox, denn frage ich dich, was du mit einem Millionengewinn tun würdest, erhalte ich rasche eine ziemlich detaillierte Antwort, wie dein künftiges Leben aussehen würde. Die Chance einen solchen Gewinn in einer Lotterie zu gewinnen ist verschwindend gering. Die Chance einen solchen Betrag durch eigenes Handeln zu erlangen ist nicht nur höher, es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass du das erreichen kannst. Frage ich dich aber, was du tun könntest - außer Lotto zu spielen - um einen solchen Betrag zu erwirtschaften, bekomme ich aller Voraussicht nach ein Schulterzucken. (Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du kein Millionär bist.) Es muss nicht das Thema Geld sein. Suche selbst nach einem vergleichbaren Paradoxon in deinem Leben.
Der Grund für dieses Verhalten ist ganz einfach: Wir machen uns schlicht zu wenig Gedanken über das, was wir wollen. Im Normalfall geben wir uns mit einer groben Vorstellung dessen zufrieden, was wir wollen. Manchmal reicht ein reiner Impuls, um uns zum Handeln zu bewegen. Ich möchte derartiges Verhalten in kleinster Weise kritisieren. Im Gegenteil: Richtig eingesetzt sind auch dies Werkzeuge, die uns später noch sehr nützlich sein werden. Jetzt und hier jedoch geht es um grundlegendere Dinge. Du hast (hoffentlich) die 12-Punkte-Liste erstellt. Auf den vorderen Rängen dieser Liste stehen, wie bereits erwähnt, meist größere Vorhaben. Vorhaben, die (scheinbar) nicht kurzfristig zu lösen sind. Wenn alles gut gelaufen ist, dann sollte das Vorhaben, das dich dazu bewogen hat, dieses Coaching zu buchen, sehr weit oben, wenn nicht ganz oben auf dieser Liste stehen. Hab ich dich ertappt? Steht es gar nicht auf der Liste? Ich stelle diese Frage aus einem guten Grund! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Coachees genau das versäumt haben. Wir alle sind mit Reizen überflutet. Es ist ein buntes Sammelsurium aus Erwartungen anderer an uns, eigene Erwartungen an uns selbst, Enttäuschungen, Verlockungen, Schaffung von Bedürfnissen, die wir so eigentlich nicht hätten, würde uns die Werbung nicht das Gegenteil suggerieren... Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen und wir werden uns später genauer damit beschäftigen. Der Punkt ist: Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht! Man kann sagen, dass wir zwar eine grobe Richtung verfolgen, aber Ziele, die wir konkret verfolgen, sind meist nur kurz oder mittelfristig zu erreichende Ziele. Natürlich gibt es Ausnahmen! ...und genau zu einer solchen Ausnahme willst du werden.
Von Schweinen und Hunden
Ein großes Thema ist die Motivation. Du kennst das: Du liegst auf der Couch und schaust fern. Oft überkommt dich dabei der Gedanke, dass es jetzt besser wäre aufzuräumen, einen Spaziergang zu machen, mit den Kindern zu spielen, gesund zu kochen, auf die Chips zu verzichten...aber du tust all das wider besseren Wissens nicht. Es ist nicht die Schönheit des Augenblicks, die dich verweilen lässt. Es ist auch nicht Faulheit. Es ist die fehlende Motivation! Sie geht meist Hand in Hand mit der eben beschriebenen Ziellosigkeit. Klar ist Joggen in einem solchen Augenblick die bessere Wahl, aber nur weil es irgendwie gesund ist, reicht als Auslöser für konkretes Handeln nicht aus. Es ist ein viel zu unpräzise formuliertes Ziel und in der Folge kann auch keine Motivation daraus hervorgehen. Diese Motivationslosigkeit zu überwinden - man spricht auch umgangssprachlich vom inneren Schweinehund - fällt schwer. Interessanterweise - und auch diese Erfahrung hast du schon gemacht - fallen einem nach kurzer Zeit die Tätigkeiten, wie Joggen, nicht mal schwer, wenn man diese Hemmschwelle überschritten hat und Joggen geht. Nach kurzem Laufen ist die Erinnerung an die Couch verschwunden und es stellt sich sogar Spaß während dem Joggen ein. Ein kleiner, kurzer Heureka-Moment, der aber beim nächsten Mal wieder mit exakt der gleichen Hemmschwelle verbunden ist. Der berühmteste Vertreter in dieser Gattung sind die Neujahrsvorsätze. 2-3 Wochen ist die Motivation am oberen Endanschlag und urplötzlich, ohne Vorwarnung, geht die Motivation auf Weltreise und wir stehen mit unseren gescheiterten Vorsätzen am Hafen und winken der Motivation hinterher. Das miese Gefühl wird schnell mit einer Tafel Schokolade, einer Zigarette oder einem Glas Wein heruntergespült. "Aaach, scheiß drauf. Jetzt isses eh egal!" Auch wenn wir vorher bis zum Platzen motiviert sind, so hat die ungenaue Zielsetzung schon den ersten Riss im Panzer der Motivation verursacht, der sich im ersten Moment noch nicht ausmachen lässt, aber das Scheitern hat begonnen, noch bevor wir angefangen haben!
Wo bin ich? Was mache ich hier?
Stell dir vor, du stehst mutterseelenallein am Nordpol und denkst darüber nach, was du als nächstes tust. "Ich wandere zum Nordpol!" Für sich genommen, ist die Idee, zum Nordpol zu wandern, ja keine Schlechte (wenn man Polarforscher ist). Wenn ich mich aber schon dort befinde ist, bringt es auch nichts mehr Polarforscher zu sein, dann ist sie schlicht dämlich! Stehen wir nur 1 Zentimeter neben dem Nordpol, ergibt sie plötzlich wieder Sinn - wenn auch nicht den allergrößten. Es ist also wichtig zu wissen, wo man steht! Ich kann gedanklich große Pläne schmieden. Ich kann Ziele formulieren, die exakt dem entsprechen, was ich wirklich erreichen will. Ich kann dabei mit unerschöpflicher Motivation gesegnet sein. All das bringt nichts, wenn ich mir nicht bewusst mache, wo ich stehe. Ich kann den Frankfurter Hauptbahnhof als Reisziel haben. Es macht aber einen gewaltigen Unterschied, ob ich von Tokio, New York oder Berlin aus anreise! Ohne eine Die Zielsetzung kann völlig losgelöst vom eigenen Standort sein. Keine Frage. Der Aufwand für das erreichen meines Ziels hängt aber vom Standort ab. Er hat in diesem Zusammenhang auch unmittelbaren Einfluss auf meine Motivation. Von dort aus, wo. du jetzt bist, ist es mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen zum Nordpol zu wandern. Deine Motivation sinkt schon beim Gedanken daran. Stehst du aber eben nur einen Zentimeter daneben, ist es ein Klacks. Ich kehre zurück zu meiner Ursprünglichen Fragestellung: Warum bist du nicht, wer du sein willst? Möglicherweise ist die Transformation zu diesem Jemand gar nicht so schwer, wie du denkst!
Blinder Aktionismus - Planlos durch die Galaxie
Du weißt, wo du stehst, du hast ein Ziel und bist gewillt es zu erreichen. Los gehts! Aber wie? Ich bleibe mal beim Geld. Für viele ist der einzige Weg zum Reichtum ein Lottogewinn oder eine Erbschaft. Ein Großereignis, welches mit einem Schlag all die finanziellen Träume verwirklicht. Natürlich hast du dir schon Gedanken gemacht, wie du reich werden könntest. Es mangelt aber oft an Ideen, Mut oder... "Ein Lottogewinn!". Ich habe über die Jahre immer wieder den Lottogewinn als eine Senke wahrgenommen. In der Automatentheorie ist eine Senke ein Zustand eines Automaten aus dem er nicht mehr herauskommt. Nehmen wir einen Kaffeeautomaten: Ich kann dort beliebige Geldbeträge einwerfen, aber habe ich den Betrag erreicht, der ausreicht, um einen Kaffee zu ziehen, ändert der Automat seinen Zustand nicht mehr. Er verbleibt im Zustand "Kaffee kann gezogen werden". So ähnlich ist es mit dem Lottogewinn (der als Metapher für ein Großereignis steht, bei dem ich auf einen Schlag zu unermesslichem Reichtum gelange). Wir finden Ideen zu großem Geld zu kommen. Da wir sie uns aber nicht zutrauen, keine Ahnung haben, wie wir vorgehen sollen oder Ähnliches, fallen wir immer wieder auf die Hoffnung nach dem Lottogewinn zurück. Was du also benötigst, ist ein Plan! Er muss nicht gut sein, du musst ihn auch nicht bis zum Ende durchziehen, sondern kannst unterwegs deine Pläne anpassen. Wichtig ist, dass er den ersten Schritt ermöglicht und - wenn nichts dazwischen kommt - zum Ziel führt! Was ich oft erlebe ist, dass meine Coachees, bildlich gesprochen, in Frankfurt stehen, nach München reisen wollen und in den Zug nach Hamburg steigen. Das ist aber nur dann eine gute Idee, wenn der Plan genau das vorsieht und sie irgendwann den Twist Richtung München eingeplant haben. Meist ist es aber so, dass sie loslegen und hoffen unterwegs irgendwie nach München zu kommen.
Die Lösung? Ich mache eine Reise!
Du hast nun eine grobe Vorstellung davon, warum du nicht bist, wer du sein willst. Um diesen Umstand noch klarer zu machen und einen grundlegenden Lösungsansatz verfolgen zu können, stelle ich dir das magische Grundlagenquadrat vor. Ich tue das aus gutem Grund direkt zu Beginn deines Coachings. Ich erachte dieses Werkzeug als so wichtig, dass du es verinnerlichen musst! Es muss dir buchstäblich in Fleisch und Blut übergehen. Nutze es täglich - im Großen, wie im Kleinen!
Worum geht es also? Um besser verstehen zu können bedienen wir uns der Metapher einer Reise. Nehmen wir also an, du kannst deine berufliche, also abstrakter deine finanzielle Situation verbessern. Du wurdest zu einem Vorstellungsgespräch bei Firma XY eingeladen. Es findet am 01.03. um 11 Uhr in Frankfurt am Main in der Ludwig-Landmann-Straße 1 statt. Du befindest dich in Berlin in der Köpenicker Straße 3.
Unter diesen Rahmenbedingungen haben wir alles beisammen, um darzustellen, wie das magische Grundlagenquadrat funktioniert. Doch zunächst nenne ich dir die Elemente und deren Funktion:
- Standort (Wo befinde ich mich?)
- Weg (Wie erreiche ich mein Ziel?)
- Ziel (Was will ich erreichen?)
- Motivation (Warum will ich das Ziel erreichen?)
Ohne dieser Stelle mehr zu erläutern, ordnen wir im ersten Schritt die einzelnen Elemente unseres Szenarios diesen 4 Punkten zu.
- Standort: Berlin, Köpenicker Straße 3
- Weg: Wir entscheiden uns mit dem Auto zu fahren.
- Ziel: Frankfurt, Ludwig-Landmann-Straße 1, Firma XY
- Motivation: Vorstellungsgespräch, berufliche/finanzielle Situation verbessern
Soweit, so gut. Nun beginnen wir einzelne Elemente zu streichen und schauen uns an, welche Folgen sich konkret ergeben.
Standort unbekannt
Wenn uns der aktuelle Standort nicht bekannt ist, hat das unmittelbare Auswirkungen auf unseren Plan (ich nutze ab hier das Wort Plan und Weg synonym, das Ziel zu erreichen. Stell dir vor, du beginnst deine Reise, sitzt im Auto und gibst das Ziel in dein Navigationsgerät ein. Wie soll das Navigationsgerät die Route berechnen, wenn es nicht weiß, wo der Startpunkt ist? Beginnst du in Hamburg, Frankfurt oder gar in München? Das Ziel ändert sich nicht, aber der Plan hängt maßgeblich von deinem Standort ab! Übertragen wir dies auf jede beliebige Lebenssituation, dann wird schnell klar, dass es durchaus Sinn macht zunächst festzustellen, wie die Ausgangssituation ist. Einen Urlaub zu buchen fällt dir beispielsweise leichter, wenn du schon finanzielle Rücklagen hast, als wenn du den Preis für die Reise erst erarbeiten musst. Ein längerer Aufenthalt in Italien fällt leichter, wenn du ein paar Vokabel Italienisch beherrschst, als wenn dies nicht der Fall wäre. Denk dir selbst ein paar Szenarien aus, bei denen du einige grundlegende Voraussetzungen besitzt bzw. eben nicht besitzt. Wie verändert sich der Plan? Die Standortbestimmung ist ein zentraler Punkt bei der Umsetzung deiner Ziele. Wenn du dich mit diesem Punkt ausführlich auseinandersetzt, wirst du oft feststellen, dass du schon einige Voraussetzungen besitzt und die Umsetzung gar nicht mehr so schwierig ist, wie sie zu Beginn ausgesehen hat. Die Standortbestimmung findet immer unter Einbeziehung bzw. Berücksichtigung der restlichen Punkte statt.
Weg/Plan nicht vorhanden
Erfahrungsgemäß fällt dieser Punkt meist am schwersten und es empfiehlt sich Hilfe für die Erstellung eines Plans in Anspruch zu nehmen. Bei unserem Vorhaben nutzen wir ein Navigationsgerät zu Berechnung der Route. Alternativ könnte es auch ein Straßenatlas sein. In jedem Fall nutzen wir ein Hilfsmittel. Du könntest auch im Vorfeld einen Bekannten gefragt haben: "Wie komme ich am besten nach Frankfurt?" Die Entscheidung für die Autofahrt könnte auf dem Gedanken basieren, dass eine Zugfahrt zwar entspannter ist, aber im Falle eine Verspätung, verlierst du die Flexibilität darauf zu reagieren, während du im Auto den Plan anpassen kannst, indem du beispielsweise einen Stau umfährst. An dieser Stelle wird auch die permanent nötige Standortbestimmung deutlich. Verlässt du deine berechnete Route, so wird das Navigationsgerät umgehend damit beginnen, die Route neu zu berechnen. Hierfür ist wieder die Standortbestimmung notwendig. Das gilt auch für alle anderen Lebensbereiche. Du weißt selbst, dass du oft ein Ziel auf dem geplanten Weg nicht erreichst. Es kommen unvorhersehbare Ereignisse dazwischen, die deine Vorhaben stören. Hindernisse! Die Frage ist, wie man mit diesen umgeht? Lasse ich das Ziel vorerst außer Acht und bewältige das Hindernis, indem ich es löse oder umgehe? Weiche ich planlos aus und hoffe den richtigen Weg wiederzufinden oder analysiere ich die Situation um dann gezielt damit umzugehen? Das Navigationsgerät schlägt mir oft schon vor dem Auftreffen auf einen Stau eine Ausweichroute vor. Es ist also empfehlenswert weitsichtig zu planen und eventuelle Hindernisse vorauszusehen und einzuplanen, wie man im Fall eines Auftretens damit umzugehen gedenkt.
Doch Vorsicht! Versuche nicht alle Eventualitäten zu identifizieren und zu berücksichtigen. Dies ist a) nicht möglich und b) ist es viel zu aufwendig und du verlierst schnell das Ziel aus den Augen. Im Anforderungsmanagement bei der Softwareentwicklung wird das zu detaillierte modellieren auch "vergolden von Anforderungen" genannt. Finde dich damit ab, dass kein Plan perfekt ist. Nicht einmal dein Navigationsgerät plant präzise. Auf sehr langen Wegstrecken begnügt sich das Navigationsgerät mit einer groben Berechnung für die gesamte Strecke und berechnet nur die ersten Kilometer genau. Erst wenn einen bestimmten Kartenausschnitt vergrößerst, wird genau für diesen Kartenausschnitt berechnet. Du kennst die Verzögerungszeiten beim Vergrößern einer Karte. Die Daten werden in dieser Zeit nachgeladen. Das heißt auch für deine Planung, dass beispielsweise das Setzen von Meilensteinen hilfreich ist, um den Plan in kleine, handhabbare Häppchen zu portionieren, die für sich genommen leichter zu erreichen sind.
Ziel nicht vorhanden
Was ist eine Reise ohne Ziel? Die Standortbestimmung ist noch möglich, aber wie sieht es mit dem Plan aus? Wenn du den Ort für das Vorstellungsgespräch nicht kennst, wirst du es nie erreichen? Du kennst den Ort, aber nicht Datum und/oder Zeit. Es wird dir also nichts nutzen am 02.03. vor Ort zu sein. Du hast den Termin verpasst1 Die Zielsetzung kann also nicht ausgelassen werden. Mehr noch: Sie muss präzise sein. Der Grad der Präzision ist derart hoch, dass man die Zielformulierung messbar machen muss. Frankfurt am Main, Ludwig-Landmann-Straße 1, am 01.03. um 11 Uhr. Ich kann dieses Ziel messen, denn bin ich nicht zur angegebenen Zeit am angegebenen Ort, habe ich das Ziel verfehlt! Auf dein Leben übertragen gilt das Gleiche! "Ich möchte abnehmen.", "Ich möchte glücklicher sein.", "Ich möchte reich sein."...wie lässt sich das messen? "Ich möchte bis zum 01.08. 5kg Gewicht verloren haben.", "Ich möchte mir bis zum 12.12. zur Gewohnheit gemacht haben, 5 Minuten pro Tag unmittelbar nach dem Aufstehen zu meditieren.", "Ich möchte bis zum 31.12. mein Einkommen auf 5000 Euro pro Monat verbessert haben." sind Ziele, die messbar sind. Ich kann exakte Aussagen darüber treffen, ob ich diese Ziele erreicht habe oder nicht. Es erfordert das Investieren von Zeit, um Ziele messbar zu formulieren. An dieser Stelle fügen wir der Messbarkeit ein weiteres Qualitätsmerkmal hinzu: Die Formulierung sollte so gewählt sein, dass es klingt, als sei das Ziel erreicht: "Am 31.12. habe ich 5000 Euro pro Monat verdient." Ich werde später detailliert darauf eingehen, warum dies so wichtig ist. An dieser Stelle begnügen wir uns damit, dass es unterbewusst eine Rolle spielt, so zu formulieren. Liegt das erreichen des Ziels durch seine Formulieren in der Zukunft, wird es nahezu unmöglich sein, es zu erreichen, denn die Zukunft wird nie zur Gegenwart. Dazu später mehr.
Ein weiterer wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Erreichbarkeit deines Ziels. Du kannst dich noch so sehr anstrengen, aber Mallorca wirst du nie allein unter Nutzung eines Autos erreichen. Du wirst einen Weg über das Wasser auf die Insel finden müssen. Beharrst du auf die ausschließliche Nutzung eines Autos, wirst du dein Ziel niemals erreichen können. Dieser Punkt ist knifflig, weil die Erreichbarkeit eines Ziels nicht immer eindeutig zu erkennen ist. Die Tatsache, dass du ein Ziel für unerreichbar hältst, heißt noch lange nicht, dass es unerreichbar ist! Oft sind die Probleme die wir lösen möchten, die Ziele, die wir erreichen wollen groß und unhandlich. Sie erschlagen uns förmlich. Beispielsweise das Ziel Millionär zu werden scheint zunächst unerreichbar. Unternehmen erstellen zu diesem Zweck Businesspläne, um ihre Ziele zu teilen. Dies erleichtert nicht nur die Messbarkeit, da man nicht erst beim Erreichen des Ziels sagen kann, ob das Ziel erreicht wurde. Durch die Festlegung von Meilensteinen, also Zwischenzielen, lässt sich schon unterwegs vorhersagen, ob wir uns auf Kurs befinden und das Erreichen des Gesamtziels wahrscheinlich ist. Selbst wenn sich unterwegs herausstellt, dass wir das exakte Ziel verfehlen (weil wir uns beispielsweise verspäten), so lassen sich doch Maßnahmen ergreifen, um die Zielsetzung anzupassen und wir nicht gänzlich mit dem Vorhaben scheitern. Bezogen auf unser Beispiel Millionär werden zu wollen, könnten wir 2 Monate vor erreichen des Betrages von 1 Million feststellen, dass wir schon 900.000 Euro besitzen, wir aber das Gesamtziel um 2 Wochen oder einen Monat verfehlen. Wäre das ein Grund, das Ziel aufzugeben? Sicherlich nicht, wir passen einfach den Zeitpunkt des Ziels an, das Erreichen sich dennoch lohnenswert zeigt! In der Informatik werden große Probleme in viele kleine, handhabbare Probleme zerlegt. Dieses Prinzip nennt man Divide and Conquer - teile und (be)herrsche. Wird uns beispielsweise die Aufgabe übertragen, einen Taschenrechner für die 4 Grundrechenarten zu programmieren, so ist es einfacher mit der Addition zu beginnen. Aufbauend darauf werden im Weiteren die Subtraktion, die Multiplikation und anschließend die Division programmiert. Bei Bedarf lassen sich diese Schritte - jeder für sich - weiter verfeinern. Du könntest also festlegen, dass du im ersten Schritt zunächst 10 Euro verdienst, im nächsten 100 Euro und so fort.
Motivation nicht vorhanden
Was ist Handeln ohne Grund (Motivation)? Du weißt, wo du stehst. Das Auto ist vollgetankt und der Motor läuft. Du kennst dein Ziel und hast es optimal formuliert. Das Navigationsgerät hat die Route berechnet. Es kann losgehen. Ohne einen triftigen Grund stellst du dir schon zu Beginn der Reise die Frage, warum du diese Strapazen auf dich nimmst. Spätestens beim ersten Stau stellt sich die Frage so deutlich, dass es verlockender erscheint, einfach umzudrehen und nach Hause zu fahren. In Studentenkreisen wird hier auch gerne das Wort Prokrastination gebraucht. Aufschieberitis! Du kennst es selbst. Die Steuererklärung steht an und urplötzlich gehen dir alle Aufgaben wie von alleine von der Hand. Plötzlich erscheint alles wichtig - außer der Steuererklärung. Du erledigst ein Arbeitspensum, wie selten zu vor. All das dient dir als Ausrede, um dich nicht der unangenehmen Aufgabe "Steuererklärung" stellen zu müssen.
Motivation zu finden ist leicht. Sie zu halten ist bedeutend schwieriger. Selbst wenn du Standort und Ziel identifiziert und sauber formuliert hast, selbst wenn du den besten Plan der Welt hast und top motiviert startest, so lauert die Gefahr faktisch sofort. Bei den ersten auftretenden Schwierigkeiten wird augenblicklich deine Motivation torpediert - nur allzu oft genügt das, um aufzugeben. Ohne die Ursachen zu kennen, ist es schwierig, diese Angriffe abzuwehren. Deshalb werde ich dir in den nachfolgenden Lektionen beibringen, diese Gefahren bereits einzuplanen und abzuwehren. Insbesondere das Kapitel über Gewohnheiten wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Hier und jetzt ist es wichtig zu erkennen, dass ohne Motivation alles nichts ist.
Wie nutze ich das magische Grundlagenquadrat für meine Zwecke?
Du kennst nun das magische Grundlagenquadrat und seine Komponenten. Zur Wiederholung liste ich diese nochmals auf:
- Standort (Wo befinde ich mich?)
- Weg (Wie erreiche ich mein Ziel?)
- Ziel (Was will ich erreichen?)
- Motivation (Warum will ich das Ziel erreichen?)
Du weißt auch, dass alle Komponenten gleichwertig sind und keine Komponente fehlen darf, wenn du erfolgreich eine Aufgabe oder Problemstellung lösen willst. Darüber hinaus habe ich dir gesagt, dass ich dieses Werkzeug für fundamental halte. Warum?
Das Werkzeug ist simpel aufgebaut und es lässt sich leicht verstehen. Es eignet sich sowohl für große, als auch kleine Problemstellungen. Du kannst es nutzen, um einen Kuchen zu backen oder um ein Unternehmen aufzubauen. Es ist flexibel. Du kannst zu jeder Zeit deinen Standort korrigieren, Plan oder Ziele anpassen und auch an der Motivation lässt sich arbeiten. Was nun noch fehlt, ist die Routine im Gebrauch! Es nutzt der beste Schraubendreher nichts, wenn er nicht benutzt wird. Mache dich also mit diesem Werkzeug vertraut. Dabei gilt es folgendes zu beachten - und dies gilt für alles, was du planst im Allgemeinen:
Schreibe alles auf! Was du nicht aufschreibst, wird nie geschehen!
Ich greife die 12-Punkte-Liste wieder auf. Du wirst in einem Jahr feststellen, dass dir viele Punkte buchstäblich "durch die Lappen" gegangen sind. Ich erwähnte es bereits. Obwohl du viel Zeit investiert hast, um sie zu erstellen und aufzuschreiben, gerät der Inhalt dennoch aus dem Fokus, wenn er nicht sogar gänzlich vergessen wird. Mit dem magischen Grundlagenquadrat hast du ein Schema, welches dir das aufschreiben vereinfacht. Mit den Qualitätskriterien an die einzelnen Punkte sorgst du dafür, dass die Problemlösung vom Start bis zum Ziel ausreichend präzise formuliert ist. Übe dich täglich im Gebrauch. Selbst kleinere Aufgaben, wie Kuchenbacken solltest du aufschreiben, enthält doch die Problemlösung im Idealfall auch die Einkaufsliste.
Einmal aufgeschrieben, bieten sich auch völlig neue Möglichkeiten. Stell dir vor, du triffst unterwegs auf ein Hindernis. Hast du die Problemlösung verschriftlicht, kannst du dieses Dokument ergänzen:
- Auf welche Probleme bin ich gestoßen?
- Wie habe ich sie gelöst?
- Gäbe es bessere Lösungen, wenn ich mehr Zeit zum Überlegen gehabt hätte?
- Was hat gut funktioniert (und sollte als Routine für ähnliche Aufgaben gefestigt werden)?
- Gibt es alternative Ansätze, die sich mir erst später erschlossen haben?
- ...
Auf diese Weise erstellst du dir nicht nur eine Dokumentation über Geleistetes. Du sorgst auch dafür, dass du nachhaltig aus Fehlern lernen kannst und kannst bei wiederkehrenden Aufgaben auf bereits bestehende Pläne zurückgreifen und hast sofort Hinweise auf aufgetretene Probleme und deren Lösungen zur Hand. Hier empfehle ich dir auch tatsächlich eine Entsprechende Anwendung (App) auf deinem Telefon zu nutzen. Du kannst alles bequem per Sprachbefehl diktieren und ersparst dir ein bisschen Schreibarbeit. Auch die Organisation der Notizen ist deutlich einfacher, da du durch Anlegen von Kategorien sehr schnell deine Notizen auffinden kannst.
Kommen wir zum praktischen Teil!
Ich werde dir an einem Besipiel aus dem Alltag zeigen, wie du vorgehen kannst. Wir gehen davon aus, dass dein Geburtstag ansteht und du diesen feiern möchtest.
Schritt 1: Standortbestimmung
Im Ausgangsszenario steht in 4 Wochen dein 36. Geburtstag an, den du feiern möchtest. Bisher sind noch keine Planungen gelaufen. Du weißt nur: "Ich möchte meinen Geburtstag feiern."
Schritt 2: Zielbestimmung
Ich möchte mit meinen Gästen am Samstag, den 31.07.20xx ab 20 Uhr bei mir zu Hause feiern.
Schritt 3: Motivation
Mein Geburtstag ist an einem Samstag und ich möchte die Gelegenheit am Wochenende feiern zu können nutzen.
Schritt 4: Plan
- Gästeliste erstellen
- Essen und Getränke auflisten, Zutaten bis zum 29.12.20xx einkaufen
- Dekoration planen und einkaufen
- Einladungen bis zum 01.12.20xx versenden; Bitte um Rückantwort (bis 07.12.20xx) berücksichtigen
- Musikliste erstellen
- 30.12.20xx dekorieren und Essen vorbereiten
So könnten die Vorbereitungen auf deinen Geburtstag aussehen. Insbesondere der Plan enthält in der ersten Fassung immer Schwächen und Lücken. Es bedarf also immer einer neuen Standortbestimmung und Anpassung des Plans. Du wirst auf deinem Weg neue Erkenntnisse erlangen, es ergeben sich neue Voraussetzungen, Punkte des Plans wurden abgearbeitet, Meilensteine erreicht. All das führt dazu, dass du dich der neuen Situation anpassen musst.
Aufgaben
Aufgabe 1
Ergänze deine Gründe, warum du nicht bist, wer du sein willst. Ordne jedem Punkt zu, ob die Gründe dafür in fehlender Standortbestimmung, fehlendem/unpräzisem Ziel, mangelnder Motivation oder einem fehlenden/schlechten Plan zu suchen sind. Selbstverständlich kann für jeden Punkt mehreres zutreffen.
Hinweis:
Ängste, Erwartungsdruck und ähnliches spielen unter Umständen auch eine Rolle. Dies soll hier (noch) nicht berücksichtigt werden.
Aufgabe 2
Du hast in deiner 12-Punkte-Liste einen Punkt am höchsten priorisiert. Da anzunehmen ist. Erstelle mit Hilfe des magischen Grundlagenquadrats einen Plan, samt Ziel und Ausgangspunkt und dem Grund, warum du dieses Ziel erreichen willst und schreibe dies in dein Notizbuch.
Hinweise:
Lasse gern ein bisschen Platz, um in unmittelbarer Nähe Änderungen, Vorkommnisse, Erreichen von Meilensteinen u.ä. zu dokumentieren. Prüfe täglich, welche Fortschritte du gemacht hast und dokumentiere auch diese. Insbesondere Rückschläge und dein Umgang mit ihnen solltest du dokumentieren. Mach dir klar, dass ein Rückschlag kein Problem ist. Rückschläge helfen sogar, denn du kannst dich mit ihnen auseinandersetzen und aus ihnen lernen! Schreibe auch diese Lehren auf. Passe deinen Plan an und probiere einen neuen Weg.
Denke an das vorige Kapitel. Es ist nicht verboten, Hilfe in Anspruch zu nehmen! Dokumentiere auch dies. Arbeite täglich an diesem Plan, bis dein Ziel erreicht ist.
Zusammenfassung
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